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Rede auf dem CSD: Das Bohren dicker (Vorurteils)Bretter lohnt
von Wahlkampfteam | 24. Juni 2014
Hier die Rede auf dem CSD Nordwest am 21. Juni im Wortlaut:
Liebe CSDlerinnen und liebe CSDler,
liebe Gäste aus nah und fern,
liebe Oldeburgerinnen und liebe Oldenburger,als Kandidatin für das Amt der Oldenburger Oberbürgermeisterin möchte ich zunächst Ihnen allen zum 20. CSD-Nordwest ganz herzlich gratulieren! Was Sie in den vergangenen 20 Jahren und auch in diesem Jahr hier in Oldenburg wieder so engagiert und überzeugend auf die Beine gestellt haben, ist schon etwas ganz Besonderes. Die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Demonstrationsumzug, aber auch die unglaublich große Zahl von Oldenbürgerinnen und Oldenbürgern, Besucherinnen und Besuchern, die den Zug winkend und gutgelaunt aus Zuschauer- und Unterstützerperspektive begleiten, machen deutlich, dass der CSD mittlerweile zu einem sommerlichen Oldenburger Highlight geworden ist. Wenn weit mehr als 10.000 Menschen in Oldenburg für die Rechte und die Gleichstellung von Homo-, Trans-, Inter- und Bisexuellen auf die Straße gehen, dann zeugt das von gelebter Vielfalt in unserer Stadt, aber auch davon, dass sich das Bohren dicker (Vorurteils)Bretter und das gesellschaftspolitische Engagement für mehr Toleranz und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung gelohnt hat und auch immer noch lohnt.
Heute habe ich einmal die Gelegenheit allen einen herzlichen Dank zu sagen, die vor, während und nach dem CSD zum Gelingen beitragen! Ein besonderer Dank gilt dabei LUST e. V. Danke für ein ganz besonderes Event, dass zum ausgelassenem Feiern einlädt, zugleich aber politische Botschaft ist.
Vieles konnte mit und rund um den CSD in den vergangenen 20 Jahren erreicht werden. Beharrlichkeit war eine maßgebliche Voraussetzung, aber auch die Unterstützung durch die Rathausspitze. Aber es bleibt noch ein gutes Stück politischer Arbeit vor uns, wenn wir uns für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen stark machen. Die umfassende rechtliche Gleichstellung hetero- und homosexueller Paare beispielsweise sowie das Adoptionsrecht für alle stehen noch aus. Die immer noch spürbare Stigmatisierung und Ausgrenzung von HIV-positiven Menschen muss beendet werden, ebenso wie die ganz subtilen alltäglichen Diskriminierungen. Wir alle können daran mitwirken, indem wir uns in unserer Unterschiedlichkeit respektieren und gegenseitig stärken, indem wir (und das nicht nur an Tagen wie diesem) miteinander ins Gespräch kommen, miteinander feiern, Verständnis und Akzeptanz tagtäglich praktizieren und damit wirkliche Teilhabe und Integration fördern. Aber wir alle müssen dabei auch über den eigenen Tellerrand hinausschauen, wir müssen innere wie äußere Grenzen überschreiten. Auch über Landesgrenzen hinausblicken und uns vor Augen führen, dass es noch immer zahlreiche Länder gibt, in denen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung verachtet, verfolgt, bestraft, gefoltert und auch zum Tode verurteilt werden.
In Nigeria beispielsweise gilt heute in vielen Bundesstaaten die Todesstrafe für homosexuelle Menschen. Dort sind die entsprechenden Gesetze gerade in jüngster Zeit nochmals verschärft worden. Allein wer sich für die Bekämpfung von HIV einsetzt, kann mit fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Verboten und unter Strafe gestellt ist bereits die Teilnahme an einer Verpartnerschaftlichungszeremonie – selbst, wenn diese im Ausland stattfindet.
Ein anderes Beispiel ist Russland, wo Wladimir Putin vor knapp einem Jahr auf föderaler Ebene ein Gesetz unterzeichnete, das jegliche positive Äußerung über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder über die Medien und damit auch übers Internet unter Strafe stellt.
Lassen Sie uns, bei allen erkennbaren und deutlich spürbaren Fortschritten im eigenen Land und auch in unserer Stadt Oldenburg, gemeinsam den Weg der Vielfalt weiter voranschreiten. Dessen Pflastersteine heißen: Toleranz, Akzeptanz und Solidarität. Solidarität auch und vor allem mit den Menschen in Nigeria und Russland und all den anderen, zahlrecichen Staaten, in denen gleichgeschlechtliche Liebe, Bisexualität und Trangenderorientierung nicht geduldet, verfolgt und bestraft werden.
Lassen Sie also nicht nach mit Ihrem Engagement, Ihrer Unterstützung, Ihrem politischen Kampf und seien Sie sich gewiss, dass auch ich als OB-Kandidatin mich mit Ihrem und unser aller Anliegen solidarisch zeige, mich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund sexueller Orientierung einsetze. Die weitere Unterstützung der Rathausspitze für den CSD Nordwest wäre Ihnen im Falle meiner Wahl gewiss. Für ein Oldenburg in Vielfalt, das an Tagen wie diesem gesellschaftspolitische Akzente setzt, aber auch ganz wunderbar miteinander zu feiern versteht. Bei beidem wünsche ich Ihnen und auch mir gutes Durchhaltevermögen und gleichzeitig viel Freude!